Die Strecke der Windbergbahn
Auf diesen Seiten finden Sie eine Beschreibung der Strecke der Windbergbahn. In diesem ersten Abschnitt beschreiben wir den noch befahrbaren Streckenabschnitt Freital-Birkigt – Dresden-Gittersee. Der seit vielen Jahren gleislose Abschnitt Dresden-Gittersee–Possendorf ist inzwischen ein beliebter Rad- und Wanderweg.
Die Sachsenmagistrale (Dresden Hbf - Abzweig Freital Ost)
Mit der Eröffnung des regulären Personenverkehrs 1907 begannen alle Züge bis zur Einstellung 1957 im Dresdener Hauptbahnhof. Auch die bis 1998 durchgeführten Sonderfahrten begannen in der Regel hier. Daher soll dieser Abschnitt hier ebenfalls beschrieben werden, obwohl er nicht zur eigentlichen Windbergbahn gehört.
Nach Abfahrt im Dresdner Hauptbahnhof in westliche Richtung fährt unser Zug hinter der Straßenbrücke Budapester Straße im Linksbogen auf die Strecke nach Chemnitz. Hat unser Zug die Nossener Brücke unterquert, kommen links die Anlagen des ehemaligen Bahnbetriebswerks (Bw) Dresden-Altstadt ins Blickfeld, wo früher die weit bekannten Dresdner Dampflokfeste stattfanden. Seit 2009 lebt die Tradition nun in kleinerer Form des Dresdner Dampfloktreffens wieder auf.
Hinter dem Haltepunkt Dresden-Plauen wird der von dem Fluß Weißeritz durchflossene Plauensche Grund enger. Links oben erhebt sich der Aussichtsturm vom "Hohen Stein". In dem gleich darauf durchfahrenen Rechtsbogen befand sich bis 1927 der Bahnhof Dresden Plauen, von dem noch Gebäude erhalten sind. An der nahezu engsten Stelle im Plauenschen Grund an der Brücke für die Autobahn A17 erhebt sich in Fahrtrichtung links oben der Aussichtspunkt/Felsen "Heidenschanze" und gegenüber auf dem rechten Berghang das markante Gebäude der "Begerburg". Nach Passieren der ehemaligen "Weizenmühle" (links markanter Runder Turm) ist nach wenigen Augenblicken das Stellwerk Freital Ost erreicht.
Abzweig Freital Ost
Am Abzweig Freital Ost beginnt die Stationierung unserer Strecke, hier zweigt seit mehr als 150 Jahren die Windbergbahn von der Hauptstrecke Dresden – Werdau ab. Ursprünglich legte die Albertsbahn AG an dieser Stelle eine niveaugleiche Abzweigstelle an, die den Namen Niedergittersee trug. Mit dem viergleisigen Ausbau der Strecke nach Tharandt wurde im Jahr 1912 eine niveaufreie Abzweigstelle mit mechanischem Stellwerk in Betrieb genommen, die mit der Gründung der Stadt Freital als Abzweig Freital Ost bezeichnet wurde. Berühmt wurde dabei das als "Höllenmaul" bezeichnete Kreuzungsbauwerk, durch das die Personenzüge auf ihrer Fahrt in Richtung Windbergbahn hindurchdonnerten.
Mit dem Ausbau der Sachsenmagistrale wurde im Jahr 2002 die alte Abzweigweiche der Windbergbahn ausgebaut. In der Planfeststellung wurde die Neuanbindung unserer Strecke auf der Südseite der Sachsenmagistrale festgeschrieben, diese wird aber erst nach der Reaktivierung der Windbergbahn erfolgen.
Unmittelbar auf den Abzweig Freital-Ost folgt der erste Bahnhof der Windbergbahn.
Freital-Birkigt
Freital-Birkigt ist die erste Station der Windbergbahn, sie entstand mit dem Umbau der Strecke für den Personenverkehr Anfang des 20. Jahrhunderts. Zum Zeitpunkt der Streckeneröffnung 1857 gehörten die hier befindlichen Gleisanlagen zur Abzweigstelle Niedergittersee. Nach der Verstaatlichung der Strecke errichteten hier die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen eine Verladeanlage für die auf der Windbergbahn zu Tale geförderte Steinkohle. Das große Dienstgebäude und die Wasserstation zeugen noch heute von der einstigen Bedeutung dieser Station. Am Wasserkran tankten die Meyerloks bis in die 1960er Jahre Kraft für ihre bevorstehende Bergfahrt. Beachtenswert ist das Bahnsteiggleis des Bahnhofs Freital-Birkigt, es liegt hier in einem für Regelspurstrecken beachtlichen Bogen mit einem Halbmesser von nur 100 Metern.
An den Bahnhof angebunden ist die Güteranlage, bestehend aus vier Gleisen. Von ihr wurden mehrere Anschlussbahnen bedient, darunter auch die Weizenmühle an der Heidenschanze im Plauenschen Grund.
Die Bergfahrt (Freital-Birkigt - Dresden Gittersee)
Unmittelbar auf den Bahnhof folgt der Bahnübergang (BÜ) über die Coschützer Straße. Er war der einzige mit Schranken (Vollschranke) ausgestattete BÜ auf der Strecke ( abfahrender Zug bergwärts). Rechts neben dem Gleis findet man ein altes Schrankenpostenhäuschen (Holzbude). Nach der Abfahrt unseres Zuges merkt man, daß die Strecke im Linksbogen bergan steigt. Bei ca. km 0,65 befinden sich links die Reste der Weiche für die abgebauten Bahnhofsgleise. Rechts sieht man den Rest einer Seitenrampe und das Planum des nach 1990 abgetrennten Anschlußgleises. Die Anschlußweiche liegt bei km 0,7. Jetzt verläuft die Strecke fast geradeaus. Kurz vor km 0,8 finden wir die Ra 10-Tafel (Halt für Rangierfahrten). Vor km 0,9 überqueren wir auf einer Blechträgerbrücke die Coschützer Straße ( von Straße aus Zug auf der Brücke). Da die Strecke 1:50 bzw. 1:40 ansteigt, beträgt der Gefahrpunktabstand (Entfernung Einfahrsignal–Gefahrenpunkt) 200 m. Deshalb steht das Einfahrsignal I (Lichtsignal) vom Bf Freital-Birkigt für Fahrten aus Richtung Gittersee erst bei km 0,98.
Nach einer kurzen Zwischengeraden geht es parallel zum Collmweg in einen Rechtsbogen hinein, auf dessen
Innenseite sich das Elektrizitätswerk Coschütz befand, welches bis 1955 einen Gleisanschluß besaß ( am Collmweg
km 1,25 Zug bergwärts mit Jochhöhschlößchen im Hintergrund). An einem unbeschrankten BÜ (km 1,3) wird an der
Stadtgrenze Freital/Dresden zum dritten Mal die Coschützer Straße gekreuzt. Die Strecke verläuft nunmehr in
Richtung Südwest am Hang entlang. An der Stelle des Vorsignals für das Einfahrsignal I steht bei km 1,38 eine
Kreuztafel. Hinter km 1,4 sehen wir zunächst rechts und dann links einen ehemaligen Gleisanschluß des "VEB
Fördertechnik Freital". Eine Fußgängerunterführung zur Verbindung der Betriebsteile befindet sich bei km 1,6.
Hinter dem unbeschrankten BÜ an der Gitterseer Straße (km 1,73) folgt bis km 1,95 ein gerades Stück Strecke. Da unser Zug bereits einige Höhenmeter erklommen hat, sind schon weite Ausblicke auf Freital zu genießen, zumal
durch den Sportplatz rechter Hand die Sicht nicht verwehrt wird. Das Jochhöhschlößchen oberhalb des Plauenschen Grundes ist ein markanter Orientierungspunkt. Anhand der zwei Schornsteine des ehemaligen Heizwerks in
Freital-Birkigt läßt sich die Lage des einige Minuten zuvor passierten Talbahnhofs Birkigt bestimmen.
Der Zug muß sich auf dem folgenden Streckenabschnitt durch die engsten Bögen der Windbergbahn zwängen. Der Linksbogen weist einen Radius von nur 85 m auf! Der hinter der Kleingartenanlage beginnende Rechtsbogen auf dem Damm (mit Durchlaß) über dem Geiersgraben (km 2,2) hat auch nur 85 m Radius. Um die Extreme komplett zu machen, schließt sich ohne wesentliche Zwischengerade ein Linksbogen mit 91 m Halbmesser an (km 2,3). Und das alles in einer Steigung von 1:40. Nach dem Geiersgraben wird rechts wieder die Aussicht auf Freital, zum Burgwartsberg und zum Jochhöhschlößchen frei. Durch die reichlich 200 m gerade Strecke haben Sie Zeit, den Blick schweifen zu lassen ( Zug talwärts von Ferdinand-Freiligrath-Straße). Im Linksbogen windet sich die Windbergbahn um den Eichberg und verläuft ab km 2,9 ein Stück parallel zur Straße "Leisnitz" ( Zug bergwärts neben Straße).
Bei km 3,0 fahren wir nach links von der Straße weg, dann durch einen kleinen Einschnitt und danach auf einen Damm ("Schieferhaufen"). Jetzt können Sie das einzige Mal auf der noch befahrbaren Strecke rechts das Massiv des Windbergs sehen. Freital liegt links zu Füßen. Am BÜ km 3,6 kreuzen sich Bahnlinie und Bannewitzer Straße ( Zug bergwärts mit Windberg im Hintergrund). Für die Zufahrt zu einer Gärtnerei gibt es eine Unterführung (Brücke bei km 3,68) ( von Wiese am Hang Zug bergwärts mit Windberg im Hintergrund / Zug talwärts - Steigung gut zu sehen). Die Strecke biegt ein Stück hinter der Gärtnerei nach rechts in den Kesselgrund ein. Im oberen Teil des Grundes überquert unser Zug im Linksbogen eine kleine Brücke ( Zug bergwärts vor Brücke von Weg neben der Strecke). Nach dem Einschnitt im Anschluß an die Brücke wird links letztmalig der Blick zum Jochhöhschlößchen frei. Die Kreuztafel am km 4,89 kündigt bereits den Bf Dresden-Gittersee an. An dieser Stelle lagen rechts zu Frühzeiten der Bahnlinie die Anschlußgleise des Meiselschachts.
Schon bevor im Rechtsbogen die Brücke über die Karlsruher Straße (frühere Kohlenstraße) passiert wird, kann man das Einfahrformsignal A von Dresden-Gittersee sehen. Es steht bei km 5,29. Die erst nach 1990 gebaute Schranke am km 5,38 sollte eigentlich der Zufahrt zum Gewerbegebiet Coschütz/Gittersee dienen. Das Gewerbegebiet wurde aber dann anders angebunden und die Schranke unnötig. Das Schrankenpostenhäuschen hat man wieder abgerissen. Während wir den Bf Gittersee erreichen, sehen Sie rechts einige der unserem Verein gehörenden Schienenfahrzeuge. Vom einstigen Anschluß zum Reifenwerk liegen bei km 5,51 nur noch die Weiche und die Gleissperre ( Einfahrt in den Bf Gittersee). Links erstreckt sich das Gelände des ehemaligen "Bergbaubetriebes 'Willi Agatz'", wo seit einigen Jahren die Altlastensanierung vorgenommen wird. In der Güterabfertigung auf der rechten Seite ist der Dienstraum des Fahrdienstleiters. Von dort werden einige Weichen und das einzige Formsignal A (Einfahrsignal) gestellt. Das mechanische Stellwerk ist interessant. Die sicherungstechnischen Abhängigkeiten werden mittels Schlüsselwerk gewährleistet.
Dresden-Gittersee
Mit dem Umbau der Strecke für den öffentlichen Eisenbahnverkehr im Jahr 1907 wurde vor den Toren der Residenzstadt Dresden der Bahnhof Obergittersee angelegt. Empfangsgebäude, Freiabtritt und eine Ladestraße mit Güterabfertigung wurden hier errichtet. Mit der Teufe der Schachtanlage Gittersee 1950 und der Betriebsaufnahme der SDAG Wismut begannen die Uranerztransporte und der Bahnhof wurde zum Mittelpunkt der Strecke ausgebaut, ab 1968 ist er Endbahnhof der Windbergbahn.
Im Bahnhof Dresden-Gittersee bestanden bedeutende Anschlussbahnen der Wismut und des Reifenwerks Dresden mit einem erheblichen Güterverkehrsaufkommen. Im Dezember 1993 endete mit der Entladung des letzten Kohlewagens der planmäßige Eisenbahnverkehr auf der Strecke.
Im historischen Empfangsgebäude befindet sich ein kleines Museum zur Geschichte der ersten deutschen Gebirgsbahn, die Gitterseer Güterabfertigung ist heute Sitz des Windbergbahn e.V.