Die Industriebahn Freital Ost–Dresden-Gittersee

Auf der Windbergbahn fuhren über Jahrzehnte hinweg nur noch Güterzüge. Die in Doppelbespannung bergwärts zur Erzwäsche Dresden-Coschütz gefahrenen Uranerzzüge mit zehn 20 t-Wagen verschlissen die Windberglokomotiven der BR 980 derart, daß Anfang der 1960er Jahre Ersatz nötig war. Ab 1963 fanden Versuchsfahrten mit Dieselloks V 60 statt. Diese Versuche verliefen erfolgreich, so dass die Dampfloks schrittweise bis 1967 abgelöst wurden. Durch Einbau von Schienen vom Profil S 49 passte man den Oberbau an die hohen Beanspruchungen an. Im Jahr 1962 wurde die Erzwäsche in Dresden-Coschütz geschlossen. Die Gebäude nutzte als Nachfolgebetrieb das Reifenwerk Dresden weiter. 1963 baute der Steinkohlenbetrieb "Willi Agatz" in Dresden-Gittersee als Nebenprodukt Erzkohle (Uranerz) ab [13, S. 20]. Ab dem 1. Januar 1968 gehörte der Bergbaubetrieb "Willi Agatz" der SDAG Wismut (Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft) [13, S. 22]. Das Uranerz wurde zur Aufarbeitung nach Seelingstädt (Thüringen) abgefahren. Bis zur Auflassung am 19. August 1967 erfolgten Rangierfahrten über Kleinnaundorf in den Anschluss des VEB Tankholzwerk auf dem Gelände des ehemaligen Glück-Auf-Schachts Bannewitz. Die Anschlussgleise wurden innerhalb von 5 Wochen demontiert, danach diente der Abschnitt Gittersee - Kleinnaundorf den Vermessungspraktika von Studenten und anderen Zwecken wie z.B. Schadwagenabstellung, Bremserprobung oder Versuche mit Unkrautbekämpfungsmitteln. Erst 1972 wurden die Gleise abgebaut. Die noch befahrbaren 6,0 km von Freital-Birkigt bis Dresden-Gittersee erhielten 1969/70 Schienen der Form R 50. An die Industriebahn waren neben der SDAG Wismut das Reifenwerk Dresden (zwei Werkloks V 60), der VEB Fettchemie, der VEB Polypack und der VEB Fördertechnik Freital angeschlossen.

Die Geheimhaltungsbestrebungen und der alleinige Güterverkehr ließen die einst bekannte Windbergbahn in Vergessenheit geraten, selbst im Dresdner Stadtplan wurde die Strecke gelöscht. Doch im Jahr 1980 gründete eine Gruppe von Eisenbahnfreunden die Arbeitsgemeinschaft (AG) 3/82 "Windbergbahn" im DMV (Deutscher Modelleisenbahnverband in der DDR) [2, S. 16]. Im gleichen Jahr gelang es, die Trasse in ihrer Gesamtheit unter Denkmalschutz zu stellen. Ebenfalls 1980 wurden die letzten Überreste eines Windberg-Aussichtswagens ausfindig gemacht und nach Freital-Potschappel überführt. Nach Umsetzung in das Edelstahlwerk "8. Mai 1945" Freital begannen 1982 durch die Eisenbahnenthusiasten des Vereins die Rekonstruktionsarbeiten. [2, S. 18]. Die Uranerzförderung in Dresden-Gittersee endete aus Rentabilitätsgründen und veränderter weltpolitischer Situation am 1. Juni 1989 [13, S. 22].

Zum Verfüllen der Schachtanlagen des Bergbaubetriebes "Willi Agatz" wurden über die Windbergbahn Baustoffe angefahren. Anfang der 90er Jahre kamen neue Güterverkehrskunden hinzu. Für Pfingsten (19./20. Mai) 1991 organisierte unser aus der AG "Windbergbahn" hervorgegangene Sächsische Museumseisenbahn Verein Windbergbahn e.V. die ersten Sonderfahrten zwischen Dresden Hbf und Dresden-Gittersee. Das Reifenwerk Dresden wurde geschlossen und im Zuge der Altlastensanierung abgerissen. Auf dem Gelände des Reifenwerks entstand teilweise das Gewerbegebiet Coschütz/Gittersee. Im Dezember 1993 fuhr schließlich der letzte Güterzug nach Gittersee.

Danach verkehrten nur noch Sonderzüge und Überführungsfahrten. Ab dem 01.11.1998 fand keine Fahrt mehr statt, da wegen Oberbauschäden die Strecke gesperrt wurde. Seit der Einstellung des Güterverkehrs am 30.12.1993 bemüht sich unser Verein darum (s. Vereinsaktivitäten), die Strecke Freital Ost–Dresden-Gittersee vor der Stillegung zu bewahren. Nur wenn das gelingt, können wir das nächste große Ziel in Angriff nehmen. Mit rekonstruierten Fahrzeugen wollen wir einen Museumszugbetrieb im Stil der 1920er Jahre durchführen. Bis es soweit ist, bedarf es aber noch großer Anstrengungen des Vereins und umfangreicher Unterstützung durch Unternehmen, Kommunen u. a.Erst recht nach der verheerenden Flutkatastrophe vom 12./13.08.2002. Über den aktuellen Stand informieren wir unter "Neuigkeiten"